Knapp 500 Meter von der Philipp Freiherr von Boeselager Realschule plus Ahrweiler entfernt liegt der geschichtsträchtige jüdische Friedhof in der Schützenstraße in Ahrweiler.
Aufgrund dieser räumlichen Nähe kam vor einigen Jahren bei einigen Lehrkräften die Idee auf, diesen besonderen Ort des Gedenkens zu schützen und zu pflegen.
Bis dahin war es so, dass sich Annemarie Müller-Feldmann (95 Jahre) seit Jahrzehnten um den Friedhof kümmerte. Sie ist bekannt für ihr jahrzehntelanges Engagement in der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte der Region und trägt sogar das Bundesverdienstkreuz für ihre Verdienste.
Dank ihrer Hebräischkenntnisse war sie Ansprechpartnerin für die jüdischen Friedhöfe in Bad Neuenahr und Ahrweiler.
Leider wurde das Vorhaben der Boeselager-Realschule, sich um den Friedhof zu kümmern, durch die verheerende Flut im Juli 2021 unterbrochen. Die gesamte Friedhofsmauer wurde zerstört, zahlreiche Grabsteine stürzten um.
Die Aufräumarbeiten auf dem Friedhof wurden nach der Flut von der Bundeswehr übernommen, während ein örtlicher Steinhauerverein die Grabsteine wieder aufrichtete. Aufgrund begrenzter finanzieller Mittel konnten jedoch vorerst keine weiteren Baumaßnahmen zur Wiederherstellung der Mauer ergriffen werden.
Die Mauer spielt eine entscheidende Rolle, um die ewige Ruhe zu gewährleisten, denn jüdische Gräber dürfen niemals gestört oder eingeebnet werden.
In enger Absprache mit der jüdischen Gemeinde in Koblenz und dem Vorsitzenden der Kultusgemeinde sowie den jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz, haben Schüler der Boeselager-Realschule den Friedhof nun regelmäßig besucht, Schilder aufgehängt, Müll beseitigt und Absperrungen vorgenommen, um den Ort zu schützen.
Am 30.06.2023 erhielt die jüdische Gemeinde endlich die Bewilligung zum Wiederaufbau der Friedhofsmauer. Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling reiste eigens an, um dem Vorsitzenden Avadislav Avadiev den offiziellen Bescheid zu überreichen und somit den Startschuss für den denkmalgerechten Wiederaufbau der Friedhofsmauer zu geben.
Bei diesem bedeutenden Ereignis waren Vertreter der Boeselager-Realschule Ahrweiler , darunter Schülerinnen und Schüler der Klasse 10c sowie deren Geschichtslehrerin Özlem Müller, persönlich anwesend. Sie erläuterten dem Minister ihre Vorgehensweise und die Verantwortung der Schule, sich für den Erhalt und die Pflege der Gedenkstätte einzusetzen. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich Ebling sehr erfreut über den Einsatz der Boeselager-Realschule und lobte die Jugendlichen für ihr Engagement.
Özlem Müller erinnerte in diesem Zusammenhang an den Schlüssel zum Friedhof, den sie und Klaus Dünker in der Woche vor der Flut von Annemarie Müller-Feldmann erhalten hatten. Dieser Schlüssel hat die Flut überstanden und symbolisiert die Verantwortung der Schule, sich auch in Zukunft um den Friedhof zu kümmern und den Kontakt zur Kultusgemeinde in Koblenz zu pflegen.
Mit Entschlossenheit und Engagement treten die Schülerinnen und Schüler sowie das gesamte Team den Wiederaufbau an. Die Philipp Freiherr von Boeselager Realschule plus Ahrweiler möchte die Vergangenheit ehren und sicherstellen, dass die Erinnerung an diejenigen, die auf dem jüdischen Friedhof in der Schützenstraße ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, weiterlebt und für immer geschützt bleibt.
Am Freitag, 14. Juli 2023, verabschiedeten Schulleiter Timo Lichtenthäler und die fünf Klassenleiter Özlem Müller (9d), Martina Kelm (9e), Doro Hölters (10a), Esther Leinesser (10b) und Peter Roth die ca. 100 Abgänger der Abschlussklassen der Philipp Freiherr von Boeselager Realschule plus Ahrweiler.
In der offiziellen Abschlussfeier, die aufgrund der Flut nicht wie gewohnt in der Sporthalle, sondern wie schon 2022 in der Landskroner Festhalle in Heimersheim stattfand und die durch die Schüler Milan Becker (10b) und Leonie Orth (10c) charmant moderiert wurde, konnte der Schulleiter Timo Lichtenthäler 100 Schülerinnen und Schülern das begehrte Abschlusszeugnis mit dem Qualifizierten Sekundarabschluss I bzw. mit der Qualifikation der Berufsreife überreichen.
Schulleiter Timo Lichtenthäler hielt eine bewegende Rede zum Schulabschluss und betonte, dass der heutige Tag ein besonderer Meilenstein im Leben der Abschlussschülerinnen und -schüler sei. Er erinnerte sie daran, dass sie in den letzten Jahren große Herausforderungen bewältigt haben, darunter die Pandemie und die Flutkatastrophe, und dass sie stolz auf ihre Errungenschaften sein dürfen. Das Motto des diesjährigen Abschlusses lautete “Hoch hinaus”, was symbolisierte, dass sie keine Grenzen haben und ihre Ziele erreichen können, wenn sie sich genug anstrengen und daran glauben.
Lichtenthäler ermutigte die Absolventinnen und Absolventen, ihre individuellen Erfolge anzuerkennen und auf ihre Errungenschaften stolz zu sein. Er betonte, dass die Abschlussfeier den Beginn eines neuen Kapitels in ihrem Leben markiere und sie nun bereit seien, die Welt zu erkunden, ihre Leidenschaften zu verfolgen und ihre Träume zu verwirklichen. Er erinnerte sie daran, dass der Weg nach oben nicht einfach sei, aber sie bereits bewiesen hätten, dass sie stark seien und Hindernisse überwinden könnten.
Der Schulleiter betonte auch die Bedeutung des gegenseitigen Respekts und der Akzeptanz der verschiedenen Wege zum Erfolg. Er zitierte ein indischen Sprichwort, das besagt, dass man den Weg eines anderen erst verstehen könne, wenn man in dessen Schuhen gelaufen sei. Er ermutigte die Absolventinnen und Absolventen, ihre eigene Reise “nach oben” im eigenen Tempo zu gehen und sich nicht von den Entscheidungen und Meinungen anderer abbringen zu lassen.
Lichtenthäler bedankte sich bei den Abschlussschülerinnen und -schülern für ihre netten Begegnungen und Gespräche und lobte ihre Lösungsorientierung und wechselseitigen Respekt. Er dankte auch den Eltern für ihr Vertrauen und Engagement sowie den Lehrerinnen und Lehrern, insbesondere den Klassenleitungen, für ihre Unterstützung und die Gestaltung des Schuljahres.
Abschließend drückte der Schulleiter seinen Dank an alle aus, die an der Planung und Vorbereitung der Abschlussfeier beteiligt waren, und ermutigte die Absolventinnen und Absolventen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten sowie offen und kritisch zu bleiben.
Insgesamt war die Rede von Timo Lichtenthäler eine Ermutigung für die Abschlussschülerinnen und -schüler, stolz auf ihre Errungenschaften zu sein, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre Ziele zu verfolgen, während sie den Menschen dankten, die sie auf ihrem Weg begleitet haben.
Als Höhepunkt der Abschlussfeier gab’s dann endlich die begehrten Zeugnisse und als besondere Auszeichnung erhielten die Klassenbesten je einen Buchgutschein durch die Vorsitzende des Fördervereins, Claudia Kreuser.
Musikalisch umrahmt wurde die Zeugnisverleihung durch Arsham Hoseiny (10b) am Keyboard und einen Gesangsbeitrag von Marlon Obam-Obam, der bereits im letzten Schuljahr als Abschlussschüler einen Auftritt hatte. Für die Technik verantwortlich waren Dr. Rüdiger Becker und Ralf Breuer.
Die Abschlussklassen luden im Anschluss an die Feier zu einem Sektempfang ein. Die Durchführung dieser Abschlussfeier in der Landskroner Festhalle wurde durch den Förderverein der Boeselager-Realschule Ahrweiler ermöglicht.
Text: Ralf Breuer & Fotos: Johannes Morschhausen
Schülerinnen und Schüler unserer Schule engagierten sich für den guten Zweck
Etliche Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 8 und 9 der Boeselager-Realschule Ahrweiler haben am Sozialen Tag 2023, 6. Juli 2023 ihr Klassenzimmer gegen einen Arbeitsplatz getauscht. Sie arbeiteten z.B. in Büros, beim Bäcker und in anderen Handwerksbetrieben. Ihren erarbeiteten Lohn spendeten sie für Jugend- und Bildungsprojekte im Kontext des Ukrainekrieges, des Syrien-Konflikts, in Südosteuropa und in Jordanien.
Das Aktionsformat „Sozialer Tag“ wird seit 2006 in ganz Deutschland einmal jährlich umgesetzt. Seitdem haben fast zwei Millionen Schülerinnen und Schüler teilgenommen. Innerhalb der letzten 20 Jahre wurden über 30 Millionen Euro in mehr als 130 Jugend- und Bildungsprojekten eingesetzt. Der Soziale Tag 2023 stand unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Olaf Scholz.
Wir bedanken uns für das Engagement der Schülerinnen und Schüler
und die Spendenbereitschaft der „Arbeitgeber“!