Generation Kriegskinder zeigte ihre Geschichten

On 18. Juni 2017, in Exkursionen, by Ralf Breuer

Geschichtsunterricht einmal anders – Boeselager-Realschüler zu Besuch im Kreishaus zum Vortrag und zur Ausstellung

Gisela Schmütz berichtete den Boeselager-Realschülern über ihre Flucht im Zweiten Weltkrieg

Gisela Schmütz berichtete den Boeselager-Realschülern über ihre Flucht im Zweiten Weltkrieg

Der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler einer Klasse 10 sind der Zweite Weltkrieg sowie die mit ihm verbundene Flucht und Vertreibung tausender Familien sehr fern. Auch im familiären Bereich gibt es immer seltener Berührungspunkte, da die Generation der Zeitzeugen kaum noch zur Verfügung steht. Daher nahmen die Klassen 10 der Philipp Freiherr von Boeselager Realschule plus Ahrweiler sehr gerne die Möglichkeit wahr, am 29.05.2017 in den Räumlichkeiten des Kreishauses Ahrweiler den Berichten von Eberhard Schimansky und Gisela Schmütz über deren Flucht zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus Oberschlesien und Pommern zu folgen. Geleitet wurde die Veranstaltung von Mechthild Haase (Biografie-Projekt, Caritas) und Marita Cwik-Rosenbach (Kulturreferentin des Kreises Ahrweiler).

Sehr eindrucksvoll berichteten die beiden Referenten über die Entbehrungen und das Leid, welches sie auf ihrer Flucht erlebten. Untermalt wurden die Ausführungen durch Fotos und Kartenmaterial. Die Jugendlichen wurden mitgenommen auf eine Reise, auf der Hunger, Tod, Verlust und unmenschliche Zustände zum Alltag der damaligen Kinder gehörten. Eberhard Schimansky machte deutlich, dass sie zu einer Generation gehörten, denen die Kindheit gestohlen wurde. Sowohl Eberhard Schimansky als auch Gisela Schmütz schilderten sehr eindrucksvoll, was es heißt, das vertraute Zuhause innerhalb von zwei Stunden räumen zu müssen, in der Gewissheit, es niemals wiederzusehen. Beide schilderten die langen Fußmärsche und Transporte in Viehwagons und auf Schiffen, die Angst, sich unterwegs zu verlieren, den täglichen Kampf ums Überleben und gegen den Hunger.

Mit Hilfe von Kartenmaterial und Fotos wurde die Flucht bildlich dargestellt

Mit Hilfe von Kartenmaterial und Fotos wurde die Flucht bildlich dargestellt

Im Anschluss an die Vorträge stellte Eberhard Schimansky den Kinder die Aufgabe, einmal zu überlegen, was sie aus ihrem jetzigen Leben mitnehmen würden, wenn sie innerhalb der nächsten beiden Stunden ihr Zuhause für immer verlassen müssten. Dadurch wurde allen noch einmal schmerzlich bewusst, was der Abschied aus der Heimat für die Familien bedeutete.

Eberhard Schimansky machte den Jugendlichen deutlich, was es heißt fliehen zu müssen

Eberhard Schimansky machte den Jugendlichen deutlich, was es heißt fliehen zu müssen

Besondere Aktualität erhielt der Besuch im Kreishaus dadurch, dass zurzeit einige Kinder, die aus ihren Heimatländern vor Krieg und Gewalt geflohen sind, an der Boeselager Realschule plus Ahrweiler unterrichtet werden. Zwei Mädchen kamen mit den beiden Referenten ins Gespräch und konnten von ähnlichen Erlebnissen und Gefühlen berichten.

Besonders dadurch wurde klar, dass gerade Flucht und Vertreibung ein Thema ist, was uns alle betrifft. Hier fand Geschichtsunterricht statt, der die Kinder in ihrer Lebenswelt ansprach und einen deutlichen Aktualitätsbezug aufwies. Begleitet wurden die Klassen durch die Geschichtslehrerinnen Ornina Sarkis, Esther Leinesser und Marion Bach.

(Bericht und Fotos: Marion Bach)

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